Vernetzte Waschmaschinen, Kühlschränke oder Autos sind bereits seit einiger Zeit auf dem Markt. Mikrowellen waren dagegen bisher eine der wenigen Haushaltsgeräte, die sich kaum durch technologische Fortschritte auszeichneten. Der Halbleiterhersteller Freescale Semiconductor möchte das nun ändern und hat einen Mikrowellenherd vorgestellt, der einen Solid-State-Hochfrequenzgenerator (Solid State Radio Frequency) verwendet, um Essen zu erhitzen. Zugleich ist das Gerät mit dem Internet verbunden – ganz im Sinne des Internets der Dinge.

Das Internet der Dinge

Der Begriff Internet der Dinge wird bereits seit einigen Jahren vor allem von IT-Konzernen vorangetrieben. Die Firmen versprechen sich durch die Vernetzung von Elektronikgeräten (zum Beispiel Stromzählern, Sicherheits- oder Beleuchtungssystemen) neue Absatzmärkte. Langfristiges Ziel ist neben einer gezielten Vermarktung sowie Datenerfassung, um den Bedarf für ein Produkt oder eine Dienstleistung zu ermitteln, auch eine vollständig automatisiert Produktion, die mit der Nachfrage abgeglichen wird.

Der Vorteil: kennt zum Beispiel ein Energiedienstleister den genauen Strombedarf eines Kunden, kann er diese Daten für die Stromerzeugung und Netzeinspeisung nutzen. Ähnlich verhält es sich mit dem bekanntesten Beispiel für das Internet der Dinge: Kühlschränke, die selbst den Bedarf für Lebensmittel ermitteln und an einen Lieferservice übermitteln.

Mikrowelle mit WLAN-Verbindung

Eine ähnliche Idee verfolgt auch Freescale Semiconductor mit dem Hochfrequenz-Mikrowellenherd, den das Unternehmen auf der hauseigenen Messe in Austin (Texas) diese Woche vorgestellt hat. Die Vision des Halbleiterherstellers ist es, mit Supermärkten zu kooperieren, die vorher automatisch bestellte Lebensmittel liefern. Die Daten dafür erhalten sie von der Mikrowelle.

Damit der Mikrowellenbesitzer wiederum weiß, was er kochen möchte, kann er aus dem Internet praktisch aus einer unbegrenzten Zahl von Rezepten von Kochplattform wählen. Die Mikrowellennutzer können sich außerdem über soziale Communities über besonders leckere Rezepte austauschen und diese dem Gerät mitteilen.

Da die Hochfrequenz-Mikrowelle noch nicht auf dem Markt ist, schweben Freescale Semiconductor zudem weitere technische Spielereien vor. So ließe sich künftig auch eine Kochrezept-Programmierung via Smartphone oder QR-Code realisieren. Da das Gerät die Informationen unterhalb einer Frequenz von 2,4 GHz versendet und empfängt, soll es auch zu keinen Interferenzen im Wifi-Netzwerk kommen.

Solid-State-Hochfrequenzgenerator ist die Innovation

Die eigentliche Neuerung der Mikrowelle ist aber weniger die Verbindung mit dem Internet per WLAN, sondern die Funktionsweise des Herds. Konventionelle Mikrowellen verwenden einen sogenannten Magnetron zum Erzeugen der elektromagnetischen Strahlung. Diese hochfrequenten Mikrowellen eignen sich zwar gut zum Erwärmen von bereits gekochtem Essen. Allerdings erhitzen die Mikrowellen die Lebensmittel ungleichmäßig und lassen sich nicht genau steuern. Möchte man zum Beispiel tiefgefrorenes Fleisch gleichmäßig garen, ist ein konventioneller Herd immer noch die bessere Wahl.

Mit dem Mikrowellenherd von Freescale Semiconductor soll sich das ändern. Das Gadget verwendet einen sogenannten Solid-State-Hochfrequenzgenerator, der in ähnlicher Form auch bei Mobilfunk-Sendemasten eingesetzt wird. Diese Technik erlaubt nach Angaben des Herstellers eine gezieltere Erwärmung von Lebensmitteln. So lässt sich zum Beispiel bestimmen, wieviel Energie zum Kochen benötigt wird. Das spart Strom und erhitzt Lebensmittel deutlich schneller.

Wann genau die Mikrowelle auf den Markt kommt und wieviel sie kostet, teilte Freescale Semiconductor bisher nicht mit. Weitere Informationen zum Hochfrequenz-Mikrowellenherd erhält man in der offiziellen Pressemitteilung und einem eigenen Video-Post des Halbleiterherstellers (beides in Englisch).

Nachtrag: Am 2. März 2015 gab Freescale die Übernahme durch NXP bekannt. Im Dezember 2015 ging das Unternehmen in NXP auf.